Zusammenarbeit bei der Entwicklung adaptiver Mode für behinderte Kinder und Sportler*innen
Zusammenarbeit bei der Entwicklung adaptiver Mode für behinderte Kinder und Sportler*innen
In adaptive Mode zu investieren bedeutet, die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kund*innen zu berücksichtigen und den Status quo zu überdenken. Gutes Design erfordert Forschung, die Weiterbildung von Designer*innen und die Einbeziehung behinderter Menschen in jeden Schritt der Entwicklung.
In adaptive Mode zu investieren bedeutet, die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kund*innen zu berücksichtigen und den Status quo zu überdenken. Gutes Design erfordert Forschung, die Weiterbildung von Designer*innen und die Einbeziehung behinderter Menschen in jeden Schritt der Entwicklung.
Das Ziel von Zalando, Mode zum Wohle aller neu zu erfinden, ist in unserem #InclusiveByDesign-Ethos verwurzelt. Diese Ambition spiegelt sich in Zalandos erklärtem Ziel wider, bis 2025 ein wirklich diverses Sortiment für unterrepräsentierte Gruppen anzubieten. Um das zu erreichen, wollen wir eine Auswahl an Produkten und durchdachte Erlebnisse in jeder Kategorie über jeden Preis, jede Größe und jeden Stil hinweg anbieten.1
Letztes Jahr haben wir adaptive Kollektionen für fünf unserer Eigenmarken eingeführt: Even & Odd, Zign, Pier One, Anna Field und YOURTURN. 2023 haben wir mit der Entwicklung von zwei weiteren Adaptive Fashion-Kollektionen (Sportbekleidung und Kinder) begonnen. In Zusammenarbeit mit Ottobock, einem führenden Unternehmen für Mobilitätslösungen, sind wir durch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsphasen gegangen, um unsere Designer*innen auf ihrem Weg zu unterstützen und um sicherzustellen, dass behinderte Menschen in jeden Schritt der Entwicklung einbezogen werden. Philipp Hammermeister gibt einen Einblick in den Prozess der Entwicklung von adaptiver Mode bei Zalando.
Hi Philipp, was ist deine Aufgabe bei Zalando?
Ich bin seit 2012 Teil der Zalando-Familie. Zurzeit bin ich Senior Designer für das Specialities Department der Eigenmarken von Zalando. Ich liebe es, tief in D&I-Projekte einzutauchen – für mich geht es nicht nur um das Design, sondern darum, etwas zu bewirken. Ich freue mich sehr, meine kreativen Ideen einzubringen und Teil von Projekten zu sein, die das System verändern.
1 Unterrepräsentiert bezieht sich auf eine Person oder eine Gruppe von Menschen, die unzureichend repräsentiert sind – in diesem speziellen Fall in der Modeindustrie in Europa.
An welchen D&I-Herausforderungen arbeiten du und dein Team gerade?
Derzeit ist unser Team dabei, die adaptiven Sportbekleidungskollektionen auf den Markt zu bringen, während bei der Kinderbekleidung die perfekten Passformen und die praktischste Verarbeitung für die adaptive Kollektion entwickelt werden. Unsere nächste spannende Aufgabe ist es, eine Unterwäschekollektion zu entwerfen, die ein perfektes Gleichgewicht zwischen Komfort, Funktionalität und Ästhetik bietet.
Woran habt ihr im Bereich Adaptive Fashion im vergangenen Jahr gearbeitet?
2023 hatte ich die fantastische Gelegenheit, die Designrichtung unserer adaptiven Kinder- und Sportkollektionen festzulegen. Diese Kollektionen sind ein Zeugnis für Inklusivität und Barrierefreiheit und berücksichtigen die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Gesellschaft. Sie umfassen Sortimente für unsere Kinder- und Sportbekleidungseigenmarken: Friboo (Kinder – alle Geschlechter), Even&Odd Active (Sportbekleidung für Frauen) und unsere neue Sportbekleidungsmarke Pier One Sport (Sportbekleidung für Männer).
Die treibende Kraft hinter dieser Kollektion ist es, dafür zu sorgen, dass alle Menschen in den Genuss von erschwinglicher, stilvoller und dennoch funktioneller Kleidung kommen können. Mode sollte für alle da sein, und unser Bekenntnis zur Inklusivität ist der Kern unserer Designphilosophie.
Was hat dich dazu inspiriert, dich mit adaptivem Design auseinanderzusetzen?
Ich habe mich sehr von meiner Arbeit im Sozialwesen inspirieren lassen. Ich habe in Altenheimen gearbeitet und älteren Menschen in ihrem Alltag geholfen. Das war eine großartige Erfahrung, und ich bin froh, dass ich von persönlichen Erkenntnissen bezüglich der Kleidung und Unterstützung von Menschen mit individuellen Bedürfnissen profitieren und diese in meine Designs einfließen lassen kann.
Ich freue mich, dass mir Zalando durch die erklärten Ziele zu Diversität und Inklusion die Chance bietet, an wichtigen Projekten mitzuwirken. Das ist ein großartiger Schwerpunkt und ich möchte meine Kreativität einbringen, um einen echten Einfluss auf die Zukunft der Branche zu haben.
Was war die Idee und der Prozess hinter den Kollektionen?
Für behinderte Menschen2 und ihre Bezugspersonen soll unsere Kollektion funktionelle, anpassungsfähige und modische Möglichkeiten bieten, die ihre Individualität unterstreichen. Ob es sich nun um adaptive Sportbekleidung für behinderte Sportler*innen oder um Kinderbekleidung handelt, die es Kindern ermöglicht, die Welt mit mehr Leichtigkeit zu erkunden: Unsere Kollektion soll sie stärken und motivieren. Aber was sind ihre Bedürfnisse und wie kann die Kleidung sie am besten unterstützen? Das mussten wir erst einmal verstehen, und dafür mussten wir viel recherchieren, lernen und vor allem zuhören.
Seit der ersten Einführung von adaptiven Produkten auf Zalando haben wir umfangreiche Recherchen durchgeführt, um uns weiterzubilden, insbesondere jetzt, da wir an Artikeln für Kinder und Sportbekleidung arbeiten. Die Bedürfnisse jedes*jeder Einzelnen können ganz individuell sein.
Für die Sportbekleidung haben wir uns mit Ottobock und seinen Sportler*innen zusammengetan und Feedback-Runden und Wissensaustausch in den Designprozess integriert. Danach haben wir die Sportler*innen zu Anproben eingeladen, bei denen wir die Produkte gemeinsam überprüft haben. So konnten wir unglaubliche Erkenntnisse gewinnen und diese nutzen, um entweder die Grenzen der Mode zu erweitern oder Designdetails zu entfernen, die möglicherweise ungeeignet oder nicht nützlich sind.
Ein Magnetverschluss zum Beispiel, der für unsere anderen adaptiven Textilprodukte vielleicht die beste Lösung gewesen wäre, könnte bei adaptiver Sportbekleidung kontraproduktiv sein. Das Vorhandensein eines Magneten könnte die in eine Prothese integrierte komplizierte Technologie stören.
2 Zalando hat sich bewusst für die Verwendung von „disability-first“-Sprache entschieden, wenn es sich auf behinderte Menschen bezieht. Diese Entscheidung basiert auf einer Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma All is for All, die von behinderten Menschen betrieben wird, sowie einer umfangreichen Kund*innenbefragung. Wir erkennen an, dass „people-first“-Sprache (z. B. „Menschen mit Behinderung“) ebenfalls häufig verwendet wird.
Mode sollte für alle da sein. Unser Bekenntnis zur Inklusivität ist der Kern unserer Designphilosophie.
Philipp Hammermeister, Senior Fashion Designer
Was war der wichtigste Aspekt bei der Gestaltung dieser Kollektionen?
Kommunikation ist einer der wichtigsten Teile und ein absoluter Grundpfeiler dieses Projekts. Wir hatten erstaunliche Feedback-Runden mit Eltern behinderter Kinder, in denen sie uns direkte Einblicke in ihr tägliches Leben gaben, vor allem dazu, was ihre Kinder wirklich brauchen und wollen. Die Erkenntnisse aus den Feedback-Runden bei Ottobock haben es uns ermöglicht, eine Kollektion zu entwerfen, die es behinderten Menschen ermöglicht, am Sport teilzunehmen. Es hat mich unglaublich glücklich und stolz gemacht, ihre Begeisterung zu sehen, während sie über unsere Ideen sprachen, die sie in ihrem Leben und ihren Leidenschaften unterstützen könnten.
Wichtig ist auch die Kommunikation mit dem Hersteller. Es kann aufregend und aufschlussreich sein, unsere Visionen und Kollektionen zu erläutern und Feedback und Vorschläge zu erhalten, um die Idee in ein funktionales Produkt umzusetzen.
Was sind deine Hoffnungen und Träume für D&I bei Zalando und auf der ganzen Welt?
Ich träume von einer Welt, in der adaptive Mode nahtlos in Mainstream-Kollektionen integriert und damit für alle zugänglich ist, unabhängig von ihren Fähigkeiten. In dieser Welt werden die Stimmen von behinderten Menschen gewürdigt und ihre Ideen und Vorlieben in der Modeindustrie geschätzt. Die Förderung von Diversität und Inklusion, das Einbeziehen von behinderten Models und schließlich Produkte, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Schönheit kommt in allen Facetten.
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