Ein inklusives Arbeitsumfeld für behinderte Menschen schaffen
Ein inklusives Arbeitsumfeld für behinderte Menschen schaffen
Wie können wir messen und verbessern, inwieweit sich behinderte Menschen1 am Arbeitsplatz berücksichtigt fühlen? Diese Frage möchte Zalando beantworten und einen Handlungsplan implementieren, der ein Beispiel für gefühlte und greifbare Inklusion von behinderten Menschen am Arbeitsplatz setzt.
Wie können wir messen und verbessern, inwieweit sich behinderte Menschen1 am Arbeitsplatz berücksichtigt fühlen? Diese Frage möchte Zalando beantworten und einen Handlungsplan implementieren, der ein Beispiel für gefühlte und greifbare Inklusion von behinderten Menschen am Arbeitsplatz setzt.
Zalando hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ein inklusives und barrierefreies Umfeld für alle Mitarbeiter*innen zu schaffen, im Besonderen für behinderte Kolleg*innen. Wir haben mit Daniel Motiño gesprochen. Er ist Senior Manager of D&I People and Products und Mitglied des neuen Disability Inclusion Allyship Network (DIAN) von Zalando.
Im Folgenden erfahrt ihr mehr über Zalandos neuen Plan zur Inklusion behinderter Menschen und die Maßstäbe von Valuable 500 (V500), einem globalen Zusammenschluss von 500 Unternehmen, die zusammenarbeiten, um die Diskriminierung von behinderten Menschen zu beenden.
Hi Daniel, was ist deine Aufgabe bei Zalando?
Ich bin Senior Manager People and Products in der Abteilung D&I. Ich unterstütze mein Team bei verschiedenen Initiativen, z. B. bei der Entwicklung von Programmen zur Erhöhung des Frauenanteils in den obersten fünf Führungsebenen, bei der Konzeption und Durchführung eines inklusiven Weiterbildungsprogramms für Führungskräfte und bei der Festlegung einer Governance-Struktur für unsere Employee Resource Groups. Mein Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Ausarbeitung eines Handlungsplans zur Inklusion von behinderten Menschen.
An welchen D&I-Herausforderungen arbeiten du und dein Team gerade?
Eine Herausforderung, die uns immer wieder beschäftigt, ist: Wie können wir das Gefühl von Inklusion und ihren Grad der Unterstützung messen? Es ist schwierig, Leitlinien zu definieren, die für alle funktionieren. Es gibt viele Nuancen und Intersektionalitäten, die beeinflussen, ob sich Menschen einbezogen oder unterstützt fühlen.
Wir haben eine freiwillige D&I-Umfrage durchgeführt, die uns geholfen hat herauszufinden, wie sich die Menschen fühlen, aber es ist schwierig, klare Ziele zu setzen, die tatsächlich die gewünschte Wirkung erzielen. Vieles muss oft wiederholt werden. Es geht um Daten, um die Anwendung bewährter Praktiken und Gleichstellungsmaßnahmen und darum, immer wieder nachzufragen, damit die Menschen sie selbst sein und genauso glänzen können wie andere auch.
Was inspiriert dich persönlich dazu, im Bereich D&I zu arbeiten?
Für mich ist es in erster Linie eine Frage der moralischen Verantwortung. Ich bin Teil der LGBTQIA+-Community und habe auf meinem Weg viele Allys, also sogenannte Verbündete, getroffen, die mich unterstützt haben. Das ist einer der Gründe, aus dem ich jetzt Ally einer Gemeinschaft bin, die immer noch von der Gesellschaft ausgeschlossen wird und gezwungen ist, ihre Arbeitsweise an unsere anzupassen: behinderte Menschen.
Nur 4 %2 der Unternehmen mit einer Diversitätsstrategie setzen sich für die Inklusion behinderter Menschen ein. Marken und Unternehmen, die so groß sind wie Zalando, haben enormen Einfluss. Meine Hauptmotivation ist es, ein faires Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich behinderte Menschen entfalten und einbezogen fühlen können.
1 Zalando hat sich bewusst für die Verwendung von „disability-first“-Sprache entschieden, wenn es sich auf behinderte Menschen bezieht. Diese Entscheidung basiert auf einer Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma All is for All, die von behinderten Menschen betrieben wird, sowie einer umfangreichen Kund*innenbefragung. Wir erkennen an, dass „people-first“-Sprache (z. B. „Menschen mit Behinderung“) ebenfalls häufig verwendet wird.
2 Quelle: Harvard Business Review, 2020
Zalando kann einen Rahmen bieten, um die Inklusion voranzutreiben, aber eigentlich geht es um einen Kulturwandel. Die Menschen müssen bereit sein, ihre Privilegien anzuerkennen und einander entgegenzukommen, damit sich alle einbezogen fühlen können.
Daniel Motiño, Senior Manager of D&I People and Products
Was habt ihr 2023 bei eurer Arbeit für die Inklusion behinderter Menschen erreicht?
Unsere größte Errungenschaft war die Einführung unseres Handlungsplans zur Inklusion behinderter Menschen und die Festlegung von vier Kernzielen, auf die wir uns in Zukunft konzentrieren wollen: Anpassungen am Arbeitsplatz, Befähigung von Führungskräften, Allyship und Verbesserungen der Barrierefreiheit. Zalando hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle Mitarbeiter*innen die gleiche Unterstützung, die gleichen Chancen und die gleiche Befähigung zum Thema Behinderung erhalten.
Als Teil unserer Maßnahmen im Jahr 2023 haben wir das Disability Inclusion Allyship Network (DIAN) gegründet, unsere neue Mitarbeiter*innen-Ressourcengruppe, um die täglichen Arbeitserfahrungen von behinderten Kolleg*innen bei Zalando zu verbessern. Die Gruppe besteht aus nichtbehinderten und behinderten Mitarbeiter*innen, die sich gegenseitig dabei helfen wollen, die Erfahrungen behinderter Mitarbeiter*innen am Arbeitsplatz besser zu verstehen und zu lernen, wie sie aktuelle und zukünftige behinderte Kolleg*innen auf ihrem Weg bei Zalando unterstützen können.
Durch Peer-to-Peer-Unterstützung und geteilte Erfahrungen, z. B. die freiwillige Mitarbeit bei der Organisation der Special Olympics World Games 2023, helfen wir unseren Teams dabei, ihr Wissen über Barrieren, denen behinderte Menschen begegnen, und Inklusion zu erweitern. Außerdem haben wir in Zusammenarbeit mit Valuable 500 neue Maßstäbe eingeführt, um unsere Fortschritte bei der Inklusion behinderter Menschen zu messen.
Wie sehen diese Maßstäbe aus und wie kommen sie unseren Kolleg*innen zugute?
Eine der größten Herausforderungen, wenn es darum geht, behinderte Menschen sichtbar zu machen, ist der Mangel an Daten, vor allem aufgrund der Datenschutzgesetze in der EU, die es schwierig machen, über „geschützte Merkmale“ wie kulturelle Herkunft oder Behinderung zu berichten. Bei Valuable 500 arbeiten 500 Unternehmen gemeinsam daran, die Diskriminierung von behinderten Menschen zu beenden. Sie haben im vergangenen Jahr eine Reihe von Maßstäben eingeführt, um Fortschrittsberichte zu standardisieren und Unternehmen aufzufordern, ihre eigenen Maßstäbe öffentlich zu machen. Mit diesem standardisierten Prozess für alle Unternehmen, die Teil der V500 sind, können wir voneinander lernen, anstatt isolierte Ziele und Wege zur Messung von Erfolg (oder Misserfolg) zu haben.
Mich freut, dass der Anwendungsrahmen von V500 einfach zu implementieren und zu messen ist und gleichzeitig den*die Einzelne*n schützt. Die Messgrößen konzentrieren sich auf die fünf Kerngruppen: Repräsentation innerhalb der Belegschaft, Ziele, Weiterbildung, Mitarbeiter*innen-Ressourcengruppen und digitale Barrierefreiheit. Wir haben sie als Leitfaden bei der Erstellung des Zalando-Handlungsplans zur Inklusion behinderter Menschen verwendet, der es uns ermöglichen wird, unsere Fortschritte in diesem Bereich in den kommenden Jahren festzulegen und zu verfolgen.
Als Firma mit Hauptsitz in Berlin, kannst du etwas mehr über den Stand der Inklusion von behinderten Menschen in Deutschland im Vergleich zu Zalando sagen?
In Deutschland ist Inklusion einer der Grundsätze des Sozialgesetzbuchs IX. Dieser besagt, dass „jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, Identität oder seinen Fähigkeiten, die gleichen Rechte, Chancen und den gleichen Zugang zur Gesellschaft haben sollte wie alle anderen.“ Als DAX-40-Unternehmen muss Zalando nicht nur sicherstellen, dass wir die Vorschriften einhalten, sondern auch, dass wir im Rahmen unserer D&I-Strategie und -Vision die Fähigkeit und Verantwortung haben, alle Mitarbeiter*innen einzustellen, zu halten und zu fördern.
Zalando kann einen Rahmen bieten, um die Inklusion voranzutreiben, aber eigentlich geht es um einen Kulturwandel. Die Menschen müssen bereit sein, ihre Privilegien anzuerkennen und einander entgegenzukommen, damit sich alle einbezogen fühlen können. Im Idealfall ist dies eine zweiseitige Strategie: Sie muss von der obersten Führungsebene ausgehen, und jede*r Einzelne muss sich in die Lage versetzt fühlen, diese Strategie auch von unten nach oben voranzutreiben – damit wir uns alle in der Mitte treffen und mit gutem Beispiel vorangehen.
Inklusion ist eine Reise und nichts, was man nur einmal macht und dann zum nächsten Ziel weitergeht. Und wir alle müssen unsere Verantwortung als Einzelne wahrnehmen. Nach deutschem Recht bedeutet Inklusion, „dass sich die Gesellschaft an die Bedürfnisse behinderter Menschen anpassen sollte, anstatt zu erwarten, dass sie sich der Gesellschaft anpassen.“
Was sind deine Hoffnungen und Träume für D&I bei Zalando und auf der ganzen Welt?
Ich wünsche mir mehr unterschiedliche Menschen, die Entscheidungen treffen, Teams leiten, als Redner*innen auftreten. Unterschiedliche Menschen, die mich nicht nur wegen ihrer Eigenschaften inspirieren, sondern weil sie echt und authentisch sind.
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