Zalando veröffentlicht den ersten Corporate Digital Responsibility Report in Zusammenarbeit mit der deutschen Bundesregierung  

Darija Braeuniger, Senior Lead Public Affairs DACH bei Zalando, spricht darüber, wie deutsche Unternehmen und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zusammenarbeiten. Dabei geht es darum, für die digitale Welt die besten Vorgehensweisen zu finden – in Bereichen wie Datenschutz, Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion.

19. Juli 2022
Unternehmen

BERLIN, 19. Juli 2022 // Der Begriff Corporate Digital Responsibility (CDR) umfasst alle Maßnahmen zur Wahrnehmung von Verantwortung im digitalen Bereich – auch über gesetzliche Vorgaben hinaus. CDR steht im Mittelpunkt eines neuen Berichts, den Zalando gemeinsam mit dem BMUV veröffentlicht hat. Die CDR-Initiative wurde 2018 ins Leben gerufen, ein Jahr später hat sich Zalando mit anderen deutschen Unternehmen zusammengetan, um an der Erstellung eines Kodex für digitale Verantwortung mitzuwirken. Der CDR-Kodex enthält 15 handlungsleitende Prinzipien, die sich auf fünf Säulen stützen: Umgang mit Daten, Bildung, Klima- und Ressourcenschutz, Inklusion und Einbindung von Mitarbeiter*innen. 

Die beteiligten Unternehmen erstellen außerdem einen Report, in dem sie über ihre eigenen Maßnahmen berichten. Zalando gehört zu den ersten fünf Unternehmen, die ihren Bericht nach der Unterzeichnung des Kodex veröffentlicht haben. Mehr als 50 Zalando-Mitarbeiter*innen haben an der Erarbeitung, Prüfung und Fertigstellung des Berichts mitgewirkt. Darija Braeuniger, Senior Lead Public Affairs DACH, spricht im Interview über die Inhalte von Kodex und Report und erklärt, warum dieser für die Branche so wichtig ist.

Porträt von Daria Braeuniger

Zalando hat mit der deutschen Bundesregierung und führenden Unternehmen den CDR-Kodex erstellt. Wie lief die Zusammenarbeit ab?

Der CDR-Kodex wurde vom BMUV und gut 15-20 Unternehmen unterschiedlicher Größe aus mehreren Branchen im Rahmen der CDR-Initiative erarbeitet. Wir waren eines der wenigen Unternehmen in dieser Runde, die sich als “digital natives” begreifen – diese Tatsache hatte großen Einfluss auf unseren Beitrag.

Ein wichtiger Aspekt ist der Umgang mit verzerrten oder einseitigen Ergebnissen; auch als “Bias” bezeichnet. Wie zeigt sich das in der digitalen Welt?

“Bias” findet sich auf verschiedenste Art und Weise in Computersystemen wieder. Man unterscheidet zwischen bereits bestehendem, technischem und neu auftretendem Bias. Bestehender Bias hat seinen Ursprung in der Gesellschaft. Er tritt in Form diskriminierender Datenmuster auf, entweder direkt durch Eigenschaften wie ethnische Herkunft, Geschlecht oder Religion, aber auch indirekt durch Daten, die entsprechende Rückschlüsse zulassen.

Technischer Bias entsteht durch konkrete Einschränkungen des Systems, wie zum Beispiel fehlende Kompatibilität mit Bildschirmlesegeräten, oder durch mathematische Modelle, die komplexe menschliche Emotionen und Eigenschaften wie “Freude”oder “Glaubwürdigkeit” nicht erfassen können.

Neu auftretender Bias entsteht durch kulturelle Veränderungen und Systeme, die mit Blick auf eine andere Gruppe von Nutzerinnen und Nutzern entwickelt wurden. Der Umgang mit diesem Bias erfordert ein fundiertes Wissen über Gegenmaßnahmen, wenn es um maschinelles Lernen, UX-Design oder die Kennzeichnung von Daten geht. Unser Algorithmic Privacy & Fairness Team forscht in all diesen Bereichen. Darüber hinaus führen wir regelmäßige Prüfungen durch, um sicherzustellen, dass unsere Technologie inklusiv und nicht diskriminierend ist.

In einem Kapitel des CDR-Kodex geht es darum, die Daten von Kundinnen und Kunden nur so auf eine Art und Weise zu verwenden, die Kund*innen erwarten – und derer sie sich bewusst sind. Wie setzt Zalando das praktisch um?

Userinnen und User machen sich vielfach Gedanken über die Nutzung ihrer Daten, denn sie wissen oft nicht genau, wie und wofür diese verwendet werden. Für uns als Unternehmen ist es sehr wichtig, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Wir verarbeiten die Daten unserer Kundinnen und Kunden in Übereinstimmung mit allen geltenden Datenschutzgesetzen auf Landes- und EU-Ebene.

Wir versuchen, die Angst vor Datenmissbrauch zu mindern – das sieht man beispielsweise auch an unseren Größenempfehlungen. Die eigene Kleidergröße ist etwas sehr Persönliches, denn sie ist mit körperlicher Gesundheit, geistigem Wohlbefinden und körperlichen Ambitionen verknüpft. Es kann schnell sehr aufdringlich wirken, wenn einem gesagt wird, welche Kleidergröße man tragen sollte. 

Darum klären wir unsere Kundinnen und Kunden bei Größenempfehlungen darüber auf, welche Daten wir für die Empfehlung verwenden. Dazu gehören Erfahrungswerte durch Retouren sowie das Feedback von anderen, die die gleiche Marke gekauft haben. Indem wir ihnen sagen, woher die Daten stammen, hoffen wir, unseren Kundinnen und Kunden mögliche Bedenken zu nehmen. Unsere handlungsleitenden Prinzipien zum Datenschutz lauten: „Wir nutzen Daten, um unseren Kund*innen bessere Produkte und Erlebnisse anzubieten.“ und „Wir gehen transparent mit der Verwendung von Kund*innendaten um.“

Was versteht man unter „Privacy by Design“?

Das bedeutet, dass Datenschutz von Anfang an eine wichtige Rolle spielt, etwa bei der Entwicklung von Services oder Apps. Wir setzen uns mit wesentlichen Fragen auseinander: Wie kann Datenschutz unseren Kundinnen und Kunden zugutekommen? Inwiefern ist das digitale Produkt, das wir gerade entwickeln, im Einklang mit dem Schutz der Privatsphäre – eventuell sogar noch besser als bei der vorherigen Version?

Abgesehen vom Datenschutz: Welche anderen Bereiche deckt der CDR-Kodex ab?

Wenn wir über Digitalisierung sprechen, geht es in erster Linie um den Umgang mit Daten sowie um maschinelles Lernen. Obwohl die meisten Ziele im CDR-Kodex darauf ausgerichtet sind, umfasst die digitale Verantwortung von Unternehmen auch andere Bereiche, wie Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit. So müssen unsere Kundinnen und Kunden bei der Registrierung im Onlineshop beispielsweise nicht ihr binäres Geschlecht eingeben. Stattdessen können sie selbst auswählen, in welchen Kategorien sie shoppen möchten. Bei der Ansprache in unseren Werbe-E-Mails gibt es keine Geschlechterpronomen mehr, stattdessen verwenden wir die Namen. 

Bei Zalando arbeiten wir intern daran, dass unsere Mitarbeitenden ihren gewählten Namen, ihr Geschlecht und ihr Pronomen selbst in unser System eingeben können – nicht nur den amtlichen Namen und das binäre Geschlecht. Das ist enorm wichtig, weil es für unsere Mitarbeitenden nicht immer möglich ist, offizielle Dokumente mit ihrem gewählten Namen, Geschlecht und Pronomen anzupassen. Unser Ziel besteht darin, die Informationen aus diesem Datensatz in alle internen Plattformen zu übertragen, damit unsere Mitarbeitenden nicht mehr mit veralteten Namen oder falschen Pronomen angesprochen werden, mit denen sie sich nicht identifizieren.

Im Hinblick auf Nachhaltigkeit arbeiten wir derzeit an einem Projekt, bei dem wir Wiederaufforstung von Wäldern mit Technologie verbinden. Gemeinsam mit der Land Life Company hat sich Zalando dazu verpflichtet, 300.000 Bäume in Spanien zu pflanzen, und zwar in Form von intelligenter Wiederaufforstung. Das bedeutet, dass Drohnen eingesetzt werden, um die Landschaft zu kartieren und herauszufinden, wo Bäume gepflanzt werden müssen, damit sie den größtmöglichen Nutzen für die Umwelt haben. Darüber hinaus haben wir das Pilotprojekt “Care & Repair” in Berlin gestartet, bei dem wir unsere digitale Plattform anbieten, um unsere Kundinnen und Kunden mit Dienstleistern aus der Region zusammenzubringen. Das Reparieren und Aufwerten von Kleidungsstücken ist zwar keine neue Idee, aber wir nutzen unsere digitale Reichweite und unser logistisches Netzwerk, um den Zugang zu erleichtern.

Warum ist das Thema Corporate Digital Responsibility für Zalando so wichtig, auch über den CDR-Kodex hinaus?

Corporate Digital Responsibility ist ein elementarer Teil von Zalandos DNA. Sobald wir überlegen, wie wir etwas umsetzen wollen, suchen wir nach digitalen Lösungen. Unser Unternehmen basiert auf einem digitalen Geschäftsmodell, darum sind unsere Lösungen oftmals technologie- und datengetrieben. Außerdem gibt es bei Zalando nicht eine einzelne Person, die „CDR“ im Titel trägt. Viele unserer Mitarbeitenden beschäftigen sich in ihren Projekten mit dem Thema und setzen sich mit der Frage auseinander, wie wir Verantwortung übernehmen können.  

Im Zuge der Berichterstellung hat sich einmal mehr gezeigt, dass CDR für uns eine wichtige Rolle spielt. Und auch im Austausch mit anderen Unternehmen, die ihre digitalen Prozesse verantwortungsvoll gestalten wollen, wurde deutlich, dass CDR in Zukunft ein zentrales Thema sein wird.