Zum ersten Mal CSRD. Was wir gelernt haben.

Wir haben mit unserem Head of Reporting über die neuen Rahmenbedingungen  und Herausforderungen gesprochen und darüber, wie wir diese meistern

12. Juni 2025
Blog

In diesem Jahr haben wir uns dazu entschieden, unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung auf freiwilliger Basis an der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive - Richtlinie (CSRD) auszurichten.
Warum? Weil wir darin nicht nur eine Herausforderung sondern auch eine große Chance gesehen haben: Allein schon der Prozess lieferte uns wertvolle Erkenntnisse, stellte unsere bereichsübergreifende Zusammenarbeit auf die Probe und hat unsere strategische Ausrichtung deutlich geschärft.

Geleitet wurde diese wegweisende Entwicklung von
Christian Smith, unserem Head of External Stakeholder Engagement and Reporting. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie der Übergang in die neue Reportingrichtlinie lief, welche Hürden das Team überwunden hat und was wir von dieser ersten großen Umstellung in unserem Reporting gelernt haben.

Zalando hat dieses Jahr erstmals einen CSRD-konformen Bericht veröffentlicht – obwohl die Richtlinie in Deutschland noch nicht verpflichtend ist. Was hat uns zu diesem Schritt motiviert?

Christian Smith: Als börsennotiertes Unternehmen sind wir in jedem Fall verpflichtet, eine nichtfinanzielle Erklärung zu veröffentlichen. Nachdem die CSRD-Richtlinie offiziell bestätigt wurde, haben wir beschlossen, frühzeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen. Allein schon wegen der vielen Unklarheiten rund um die Datengrundlagen und Interpretationen der Richtlinie. Obwohl die CSRD noch nicht in deutsches Recht umgesetzt wurde und somit derzeit keine formelle Verpflichtung zur Veröffentlichung eines Berichts besteht, hatten wir bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Und so haben wir beschlossen, einen vollständig CSRD-konformen Bericht vorzulegen, um auf der einen Seite unseren externen Stakeholdern die aktuellsten Informationen hinsichtlich Nachhaltigkeit und D&I zur Verfügung zu stellen und auf der anderen Seite die viele Arbeit der beteiligten Teams wertzuschätzen.

 

Wie ist Zalando den Übergang von bisherigen Reporting-Standards zur CSRD angegangen?

CS: Der gesamte Prozess dauerte rund 18 Monate. Große interne Projekte bei Zalando orientieren sich am sogenannten „Product Development Process“ (PDP). Dieser hilft uns dabei, komplexe Vorhaben in handhabbare Arbeitspakete zu gliedern. Zu Beginn haben wir intensiv daran gearbeitet, den Problemraum zu definieren. Dafür wurde ein dediziertes Team aufgestellt, das die Anforderungen der Richtlinie analysierte, verfügbare Datenquellen identifizierte und die relevanten Fachbereiche einband. Es war eines der komplexesten bereichsübergreifenden Projekte, die wir je umgesetzt haben – von HR über Logistik bis hin zu Public Affairs waren alle Bereiche beteiligt.

Was waren die größten Herausforderungen im Reporting-Prozess?

CS: Es gab einige wesentliche Herausforderungen. Besonders anspruchsvoll war es, die Berichtspflichten richtig zu interpretieren, da viele Datenanforderungen auf produzierende Unternehmen ausgerichtet sind. Für ein Unternehmen wie Zalando, dessen Produkte zum Großteil in den Bereich Scope 3* fallen und häufig außerhalb Europas hergestellt werden, mussten diese Vorgaben entsprechend angepasst werden. Eine weitere Herausforderung war die schiere Menge an Berichtsinhalten – ebenso wie die Aufgabe, alle Geschäftsbereiche für ihre jeweilige Verantwortung zu sensibilisieren. Zudem mussten interne Kontrollmechanismen entwickelt und das Prüfungsverfahren mit externer Expertise begleitet werden.

Obwohl es nach Deutschen Recht nicht verpflichtend ist, haben wir beschlossen, einen CSRD-konformen Bericht vorzulegen, um unseren externen Stakeholdern die aktuellsten Informationen zur Verfügung zu stellen.

Christian Smith - Head of External Stakeholder Engagement and Reporting at Zalando

Die EU-Kommission hat kürzlich die sogenannten „Omnibus-Vorschläge“ verabschiedet, um die CSRD und verwandte Gesetzgebungen zu verschlanken. Wie geht ihr mit dieser sich verändernden regulatorischen Landschaft um?

CS: Uns durch die sich ständig ändernden Vorschriften zu navigieren, war wirklich ehrausfordernd. An einem Punkt mussten wir sogar die doppelte Materialitätsprüfung komplett neu starten. Um unsere strategischen Ziele zu erreichen, wären die ursprünglich vorgeschlagenen CSRD/CSDDD-Schwellenwerte hilfreich gewesen, da sie mehr Unternehmen erfasst hätten. Dies hätte unsere Position gestärkt. Solch eine breitere Abdeckung hätte die Datenqualität insgesamt verbessert und unsere eigene Berichterstattung sowie unsere Strategie unterstützt. Trotz der Unsicherheit konnten wir dank unserer klar gesetzten Ambitionen, die sich vordergründig auf die Themen menschenwürdige Arbeit und Netto-Null konzentriert, auf Kurs bleiben. Und so machen wir auch weiter, bis wir mehr Klarheit hinscihtliche der kommenden Gesetzgebung haben.

Welchen Rat würdest du anderen Unternehmen geben, die sich auf ihren ersten CSRD-Bericht vorbereiten?

CS: Ruhig bleiben und vorhandenen Daten nutzen. Zwar werden letztendlich sehr detaillierte Daten benötigt, doch man kann zunächst schon mit allgemeineren Methoden wie der CO2-Bilanzierung beginnen, um eine Grundlage zu schaffen.

*Scope 3 umfasst Emissionen aus indirekten Quellen. Dazu zählen unter anderem Treibhausgasemissionen aus der Herstellung von über Zalando-Kanäle verkauften Produkten, Emissionen aus der Produktnutzungsphase, transportbedingte Emissionen, Verpackungsemissionen sowie Emissionen am Ende der Produktlebensdauer.

Alles auf einen Blick?

Wir haben unseren vollständigen CSRD-Bericht in eine kompakte Digest-Version übersetzt – für mehr Transparenz und Zugänglichkeit. Dort gibt es die wichtigsten Erkenntnisse und Maßnahmen auf einen Blick.

 Hier geht’s zum CSRD Digest.

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