Design für Inklusion: die Grenzen der Mode neu definieren
Design für Inklusion: die Grenzen der Mode neu definieren
Sema Gedik, Mentorin an der Design Academy, spricht darüber, wie Kreativität gefördert und Vielfalt durch die transformative Kraft von Adaptive Designs unterstützt werden kann.
Sema Gedik, Mentorin an der Design Academy, spricht darüber, wie Kreativität gefördert und Vielfalt durch die transformative Kraft von Adaptive Designs unterstützt werden kann.
Im Jahr 2013 machte es sich die Designerin Sema Gedik zur Aufgabe, stylishe und funktionale Kleidung für Menschen von kleiner Statur zu entwerfen, und gründete AUF AUGENHOEHE – eine zukunftsweisende Marke für inklusive Mode. In diesem Jahr hat sich Sema unserer Design Academy, einem Bildungsprogramm für aufstrebende Modedesigner*innen, das gemeinsam mit VORN – The Berlin Fashion Hub — durchgeführt wird, als Mentorin angeschlossen.
Die Design Academy 2024/2025, die im April stattfindet, konzentriert sich auf die Entwicklung innovativer, modischer Designs für Menschen mit Behinderungen. Nach Wochen intensiver Remote-Schulungen für ausgewählte Designer*innen aus ganz Europa wurden am Ende der ersten Phase die 10 herausragendsten Talente mit Stipendien ausgezeichnet und konnten damit in die zweite, die sogenannte Design-Sprint-Phase eintreten. In diesem Teil der Design Academy konnten die 10 Teilnehmer*innen ihre innovativen Konzepte für Adaptive Fashion vor Ort erfolgreich zum Leben erwecken. Diese spannende Reise findet im Februar ihren Höhepunkt auf der Berlin Fashion Week, wo sie ihre Designs zum ersten Mal einem ausgewählten Publikum präsentieren werden.
Als Mentorin und Schulungsleiterin teilt Sema Gedik ihr Fachwissen über Adaptive fashion und unterstützt die Teilnehmer*innen bei der Gestaltung von Kleidungsstücken, die sowohl stylish sind als auch den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht werden. In diesem Interview sprechen wir mit Sema über ihre Erfahrungen bei der Gestaltung von Adaptive fashion, ihre Rolle in der Design Academy und die möglichen Auswirkungen dieses Projekts auf die Zukunft der Mode.
Sema, deine Motivation, AUF AUGENHOEHE zu gründen, kam von einer sehr persönlichen Erfahrung. Kannst du uns mehr über deinen Weg zu Adaptive fashion erzählen?
Ja, ich habe AUF AUGENHOEHE aufgrund meiner persönlichen Erfahrung mit einem nahen Familienmitglied gegründet. Meine Cousine Funda ist von kleiner Statur, und ich habe ihr ganzes Leben lang miterlebt, wie schwierig es für sie ist, Kleidung zu finden, die wirklich passt und ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringt. Diese Erfahrung hat mir die Augen geöffnet. Mir wurde klar, dass es in der Modebranche kaum Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen gibt Mit dieser Erkenntnis begann meine Auseinandersetzung mit Adaptive fashion. Mir wurde klar, dass es bei Mode nicht nur um Stil geht, sondern auch um Würde, Identität und Inklusion. Das brachte mich zu der Frage: Warum sollte nicht jeder Mensch die Möglichkeit haben, Kleidung zu tragen, in der er sich selbstbewusst und stark fühlt? Diese persönliche Erfahrung war die Geburtsstunde von AUF AUGENHOEHE. Im Laufe der Jahre hat sich auch mein Blickwinkel geändert und ich erkenne immer mehr, welchen Einfluss Kleidung haben kann, wenn man bei der Gestaltung auf Werte achtet.
Heute geht meine berufliche Reise weit über die Gestaltung von Adaptive fashion hinaus. Ich teile mein Wissen und meine Leidenschaft als Dozentin an Universitäten, halte programmatische Vorträge und nehme als Rednerin an Podiumsdiskussionen bei Konferenzen, Podcasts und Veranstaltungen auf der ganzen Welt teil. Ich arbeite auch mit Organisationen und Unternehmen zusammen und berate sie, wie sie Barrierefreiheit und Inklusion in ihre Entwürfe einbeziehen können. Ich hatte auch die Ehre, an Modekampagnen teilzunehmen, die dieses Thema aufgreifen, das Bewusstsein dafür schärfen und der Welt zeigen, wie inklusive Mode einzelne Menschen stärken kann. Es ist unglaublich erfüllend zu sehen, wie diese Gespräche und Bemühungen Veränderungen anregen und mehr Branchen dazu ermutigen, barrierefreie, adaptive und das Selbstbewusstsein stärkende Designs in den Vordergrund zu stellen.
Welche Möglichkeiten bietet die Arbeit mit Adaptive fashion aus der Perspektive einer Modedesignerin?
Als Designerin und vor allem als sozial engagierte Unternehmerin und Projektentwicklerin öffnet mir Adaptive fashion nicht nur die Türen für kreative Ausdrucksmöglichkeiten, sondern auch für sinnvolle Veränderungen. Für unterschiedliche Körperformen zu entwerfen, fordert uns heraus, über den Tellerrand hinauszuschauen und Mode mit mehr Bedacht und Sorgfalt zu betrachten. Es geht beispielsweise nicht nur darum, Kleidung herzustellen, die passt, sondern auch darum, Designs zu entwerfen, die den Alltag der Menschen erleichtern, sei es durch anpassungsfähige Verschlüsse, Stoffe oder Schnitte, die unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen gerecht werden. Ich sehe darin eine Möglichkeit, Empathie mit Innovation zu verknüpfen. In diesem Bereich gibt es ein großes ungenutztes Potenzial, Produkte zu entwickeln, die Menschen stärken, und als Unternehmen gibt es dafür einen wachsenden Markt. Es geht darum, Mode für alle zu schaffen, nicht nur für einige wenige.
[Bei Adaptive fashion geht es] nicht nur darum, Kleidung herzustellen, die passt, sondern auch darum, Designs zu entwerfen, die den Alltag der Menschen erleichtern. Ich sehe darin eine Möglichkeit, Empathie mit Innovation zu verknüpfen.
Sema Gedik
Wie waren Ihre Erfahrungen mit der Design Academy?
Ich habe an der Design Academy teilgenommen, weil ich schon immer der Meinung war, dass Mode von Grund auf inklusiv sein sollte. Ich bin leidenschaftlich daran interessiert, in der Mode Grenzen zu überschreiten und andere auf diese Reise mitzunehmen. Die Erfahrung war unglaublich bereichernd – es ist erfrischend, mit Designer*innen zusammenzuarbeiten, die darauf brennen, neue Wege zu beschreiten und Mode zu kreieren, die allen dient. Eines habe ich gelernt: Inklusion ist mehr als nur eine Design-Herausforderung; es geht darum, die Art und Weise zu verändern, wie wir als Gesellschaft denken. Zu sehen, wie die Teilnehmer*innen mit so viel Leidenschaft und Engagement an Adaptive fashion herangehen, erinnert mich an meinen eigenen Weg mit AUF AUGENHOEHE, wo Empathie und Innovation Hand in Hand gehen.
Was erhoffen Sie sich von den Teilnehmer*innen der Design Academy, welchen Einfluss werden sie auf die Modebranche und die allgemeine Diskussion über Inklusion und Barrierefreiheit haben?
Ich hoffe, dass die Teilnehmer*innen der Design Academy das Gelernte nutzen, um sich für Inklusion in der Modebranche einzusetzen. Es gibt es einige beeindruckende Beispiele von den Teilnehmer*innen für Adaptive Designs. Ich glaube, dass ihre Arbeit eine breitere Diskussion über Barrierefreiheit und Inklusion anstoßen wird, und zwar nicht nur in der Modebranche, sondern in allen Branchen. Ich hoffe, dass sie andere dazu inspirieren, ihrem Beispiel zu folgen und so zu einer Modewelt beizutragen, in der sich alle repräsentiert und wertgeschätzt fühlen.
Inklusion ist mehr als nur eine Design-Herausforderung; es geht darum, die Art und Weise zu ändern, wie wir als Gesellschaft denken
Sema Gedik
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