Zalando veröffentlicht zweiten Fortschrittsbericht zu Nachhaltigkeit und will Maßnahmen verstärken
Zalando veröffentlicht zweiten Fortschrittsbericht zu Nachhaltigkeit und will Maßnahmen verstärken
Kate Heiny, Director of Sustainability bei Zalando, berichtet über Fortschritte bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele
Kate Heiny, Director of Sustainability bei Zalando, berichtet über Fortschritte bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele
Im Jahr 2019 hat Zalando im Rahmen seiner do.MORE-Nachhaltigkeitsstrategie die Mission verkündet, eine nachhaltige Modeplattform mit einer netto-positiven Auswirkung für Mensch und Erde zu werden. Dabei geht es um sechs konkrete Ziele in den Kategorien Erde, Produkte und Menschen, die wir zwischen 2023 und 2025 erreichen wollen.
Der neue Fortschrittsbericht zu Nachhaltigkeit 2021 markiert den Abschluss des zweiten Jahres, in dem wir auf unsere do.MORE-Ziele hinarbeiten. Kate Heiny, Sustainability Director bei Zalando, spricht über Meilensteine, die wir bereits erreicht haben und über Herausforderungen, die noch vor uns liegen.
Was ging aus dem ersten Fortschrittsbericht zu Nachhaltigkeit 2020 hervor? Und wie hat sich Zalando im Jahr 2021 weiterentwickelt?
Wir haben große Resonanz erhalten, weil wir unsere Bemühungen – und die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert waren – ganz offen dargelegt haben. Wir wollen diesen transparenten Ansatz weiterverfolgen und uns noch intensiver mit dem Thema beschäftigen. Im neuen Fortschrittsbericht zu Nachhaltigkeit 2021 erhält man einen noch besseren Eindruck von unserer Arbeit, weil jetzt die ersten Ergebnisse sichtbar werden.
Meiner Meinung nach ist eine solche Transparenz für die gesamte Modebranche wichtig, weil wir alle an einem Strang ziehen müssen, um einen positiven Wandel zu bewirken. Bei Zalando werden wir auch künftig über unsere Fortschritte berichten und aufzeigen, welche Probleme wir angehen müssen. Wir ermutigen unsere Markenpartner*innen, Branchenkolleg*innen und Kund*innen dazu, uns dabei zu unterstützen, damit wir die Modeindustrie gemeinsam nachhaltiger gestalten.
Zalando hat sich ambitionierte Ziele gesetzt und will diese bis 2023 erreichen. Wie sieht der aktuelle Stand aus?
Nun ist ungefähr die Hälfte der Zeit um und wir sind zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In den ersten Jahren ging es vor allem darum, die Grundvoraussetzungen für mehr Nachhaltigkeit zu schaffen und die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Damit haben wir uns Glaubwürdigkeit verschafft und das Fundament für alles gelegt, was noch kommen wird. Wir sind in den einzelnen Bereichen, in denen wir uns Ziele gesetzt haben, unterschiedlich weit gekommen. Wenn wir uns beispielsweise die Kreislaufwirtschaft in der Mode ansehen, dann müssen wir in einem System arbeiten, das noch gar nicht existiert.
Wir haben große Fortschritte gemacht, was unser Ziel in Bezug auf das Bruttowarenvolumen (Gross Merchandise Volume, GMV) angeht – bis zum Jahr 2023 wollen wir bis zum 25 Prozent unseres GMV mit nachhaltigeren Produkten erwirtschaften. Wir haben neue Brands aufgenommen, die eine größere Auswahl an nachhaltigerer Mode anbieten. Außerdem haben wir unsere bestehenden Partner dazu ermutigt, ihr Produktpalette auszuweiten und nachhaltigere Artikel zu produzieren.
Liegt der Fokus der Nachhaltigkeitsstrategie auf unseren eigenen Bemühungen? Oder geht es auch um die Zusammenarbeit mit externen Partner*innen?
Wenn wir eine nachhaltige Modeplattform sein wollen, reichen interne Maßnahmen nicht aus. Das betrifft auch die Industriezweige und Branchenpartner*innen, mit denen wir zusammenarbeiten.
Aus diesem Grund haben wir konkrete Ziele für unser eigenes Unternehmen und für unsere Partner*innen formuliert, und zwar in Bezug auf die drei Schwerpunkte Erde, Produkte und Menschen. Ein Beispiel für den ersten Schwerpunkt: Bei Zalando wollen wir durch ambitionierte Ziele unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren, darüber hinaus gibt es Maßstäbe für unsere Marken-, Logistik- und Packaging-Partner*innen. Wir wollen sie dazu motivieren, sich quantifizierbare, wissenschaftsbasierte Ziele (science based targets) zu setzen und diese auch zu erreichen. Bei Zalando gehen wir mit gutem Beispiel voran, aber wir brauchen die Unterstützung der Branche, um eine echte Veränderung zu bewirken.
Welches unserer Ziele stellt die größte Herausforderung dar?
Wir haben uns vorgenommen, die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft anzuwenden und die Lebensdauer von Kleidungsstücken zu verlängern. In den ersten zwei Jahren haben wir es geschafft, die Lebensdauer von 2,3 Millionen Artikeln zu verlängern. Es liegt noch ein langer Weg vor uns und es gibt einige Hürden: Die Recycling-Technologien für Textilien werden gerade erst entwickelt und sind noch nicht ausgereift. Daher dauert es länger, die Lebensdauer von Kleidung durch solche Technologien zu erweitern und dem Ziel näherzukommen. Wenn wir unsere Kriterien für zirkuläres Design anwenden, müssen wir rund eineinhalb Jahre Vorlaufzeit einrechnen, bevor die Produkte auf den Markt kommen. Die Zeitspanne zwischen einer eingeleiteten Maßnahme und dem Zeitpunkt, an dem die Lebensdauer eines Produktes tatsächlich verlängert wurde, kann sehr lang sein. Unsere Eigenmarken und Markenpartner*innen entwerfen derzeit ihre Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2023. Und diese Artikel, die unseren neuen Kriterien für zirkuläres Design entsprechen, werden erst im nächsten Jahr bei Zalando erhältlich sein.
Dennoch können wir unsere eigene Plattform nutzen, um die Modebranche nachhaltiger zu gestalten. In unserem Attitude-Behavior Gap Report, den wir im Jahr 2021 veröffentlicht haben, gab es eine große Diskrepanz: 61 Prozent unserer Kund*innen gaben an, dass Secondhand-Mode eine gute Möglichkeit sei, um nachhaltiger zu shoppen. Dennoch haben nur 25 Prozent angegeben, regelmäßig Kleidung aus zweiter Hand zu kaufen. Unsere Plattform hat das Potenzial, diese Lücke zu schließen. In unserer Kategorie Pre-owned können Kund*innen hochwertige Secondhand-Mode online kaufen und zuhause anprobieren. Durch unsere Qualitätskontrollen stellen wir sicher, dass die Kleidung der Beschreibung entspricht – und unsere Kund*innen profitieren von einem angenehmen Shopping-Erlebnis. Die Modeartikel in unserer Kategorie Pre-owned kann man so einfach und komfortabel shoppen wie in unserem Fashion Store.
Letztendlich haben wir in den letzten Jahren vieles dazugelernt, aber vor uns liegt noch ein langer Weg. Die Kreislaufwirtschaft birgt große Herausforderungen, und zwar in allen Stadien, die das Kleidungsstück durchläuft. Das können wir als Unternehmen nicht allein stemmen, die Branche muss sich zusammentun und gemeinsam handeln.
In Bezug auf die Entstehung von Müll ist das Thema Verpackungsmaterial für die Kund*innen ein besonders greifbares Thema. Was hat sich hier im vergangenen Jahr geändert?
In erster Linie geht es darum, dass wir Abfall so weit wie irgend möglich reduzieren. Zurzeit sorgen die so genannten Polybags – also die Umverpackung der Modeartikel – bei uns für den größten Anteil an Einwegplastik. Wir suchen nach neuen Lösungen, um dieses Problem zu beheben. So lässt sich beispielsweise die Menge der Polybags um rund 50 Prozent reduzieren, wenn man ein Kleidungsstück auf eine bestimmte Art und Weise faltet. Dadurch konnten wir im Jahr 2021 bei einigen Produktgruppen von Eigenmarken 69 Tonnen Einwegplastik einsparen. Allerdings ist es schwierig, Polybags komplett abzuschaffen; auch die Suche nach geeigneten Alternativen ist nicht einfach. Dieses Problem betrifft die gesamte Branche – aber wir werden unsere Plattform nutzen, um den Wandel voranzutreiben und auf positive Veränderungen hinzuwirken.
Bei unseren Versandtaschen haben wir große Fortschritte erzielt: Die Umstellung von Plastik auf Papier ist fast abgeschlossen. Das bedeutet, dass wir Einwegplastik in erheblichem Maß einsparen. Weltweit geht der Trend weg von Materialien wie Kunststoff, die nicht biologisch abbaubar sind, hin zu Papier. Wichtig ist zudem, dass wir recyceltes Papier oder Papier aus nachhaltigen Beständen verwenden. Zalando hat sich der Initiative Canopy Pack4Good angeschlossen und sich dazu verpflichtet, kein Papier aus gefährdeten Wäldern oder Urwäldern zu beziehen.
Im Jahr 2021 haben wir 68.000 Tonnen Verpackungsmaterial verwendet; 89 Prozent davon bestanden aus recyceltem Material, 99 Prozent war recycelbar.
Spielt das Thema Nachhaltigkeit für Kund*innen wirklich eine Rolle, wenn es um Shopping geht?
Auf jeden Fall. Das bestätigen nicht nur die Ergebnisse aus unserem Attitude-Behavior Gap Report, sondern auch die Daten aus unserem Fashion Store. Im Jahr 2019 haben 18 Prozent unserer Kund*innen nachhaltigere Produkte gekauft. Ein Jahr später waren es bereits 50 Prozent und Ende 2021 rund 60 Prozent. Wir haben unser Sortiment in diesem Bereich deutlich erweitert, beobachten jedoch auch, dass sich unsere Kund*innen bewusst dafür entscheiden.
Wie geht es im Jahr 2022 weiter? Welche Faktoren sind beim Thema Nachhaltigkeit entscheidend?
Zu unseren Prioritäten gehören, den Leerraum in Versandpaketen zu reduzieren, Verpackungsmüll zu minimieren, und vollständig von Plastik- auf Papierversandtaschen umzustellen.
Wir haben die Weichen gestellt, damit wir unsere ambitionierten Ziele erreichen können, und jetzt müssen wir weiter skalieren. Es stehen wichtige Schritte auf der Agenda, um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern. Kleine, graduelle Veränderungen sind nicht die Lösung, aber wir wollen auch keine faulen Kompromisse eingehen, um den Prozess zu beschleunigen. Unser Ziel ist ganz klar eine im Wortsinne nachhaltige Veränderung und nicht der schnellstmögliche Weg. Wir wollen mit unseren Partner*innen herausfinden, welche Maßnahmen uns dabei helfen, und gemeinsam neue Lösungen finden. Im Jahr 2022 werden wir noch intensiver daran arbeiten, unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Außerdem wollen wir unseren Kund*innen helfen, Kaufentscheidungen zu treffen, die ihren Werten entsprechen.