Polybeutel: Wie wir weniger abhängig von Einwegkunststoff werden

Wer schon einmal online Kleidung bestellt hat, kennt Polybeutel. Diese dünnen, transparenten Plastiktüten, mit denen Artikel einzeln verpackt werden, sind für Zalando und die gesamte Modebranche die größte Herausforderung beim Verzicht auf Einwegkunststoffe. Können wir sie denn nicht einfach abschaffen?

Zalando arbeitet als Unternehmen daran, die Modebranche nachhaltiger zu gestalten. Deshalb suchen wir aktiv nach Möglichkeiten, weniger Verpackungen einzusetzen, unabhängig davon, aus welchem Material sie bestehen. Um nachhaltiger zu werden, müssen wir die  Verpackungsmengen verringern und ein Kreislaufsystem anstreben. Zudem müssen wir Abfälle reduzieren oder vermeiden, die verbrannt oder auf Deponien entsorgt werden müssen, weil sie nicht  sinnvoll recycelt oder verwertet werden können. Insbesondere  müssen wir uns von Einwegkunststoffen verabschieden, also Verpackungen aus Plastik, die nicht an den Hersteller zurückgegeben oder erneut zum gleichen Zweck eingesetzt werden können.

Einfache Handhabung und Schutz von Artikeln

Warum also schafft die Modebranche diese Einweg-Polybeutel nicht einfach ab und verkauft ihre Artikel unverpackt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die Rolle der Verpackung werfen: Die meisten Artikel unternehmen eine abenteuerliche Reise auf ihrem Weg von der Fabrik bis zu den Kund*innen. Sie werden hergestellt, verarbeitet, transportiert und bis zum Verkauf in verschiedenen Lagern aufbewahrt. Da Artikel aber durch Veränderungen der Lagersituation und die Automatisierungstechnologie in der gesamten Lieferkette beschädigt werden können, brauchen sie eine schützende Hülle. Modehersteller entscheiden sich dann meistens für die Polybeutel aus Kunststoff, weil sich dieses leichte Material als Schutz gegen Feuchtigkeit, Verschmutzung und Beschädigung während der Lagerung und Verarbeitung bewährt hat. 

Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund, warum jedes Produkt einzeln verpackt wird. Zalando wird von mehreren Tausend Marken und Herstellern beliefert. Fast täglich treffen neue Artikel in unseren Logistikzentren ein. Die Lieferanten sind dafür verantwortlich, dass ihre Artikel unbeschädigt bei uns ankommen und sofort weiterverarbeitet werden können. Dazu müssen die Artikel handelsfähig, also individuell für den sofortigen Weiterverkauf an Endkund*innen verpackt sein. Schuhe müssen z. B. als Paar in einem Schuhkarton geliefert werden, wie es auch im stationären Handel üblich ist. Polybeutel sind für Modeartikel meist die sinnvollste Option, weil sie leicht, reißfest und transparent sind, sodass die Mitarbeiter*innen den Artikel schnell identifizieren oder einen Barcode scannen können.

Alternative Materialien sind eine Herausforderung  

Die Polybeutel aus Einwegkunststoff schützen also die Artikel im Betriebsablauf, sind aber nicht gerade die nachhaltigste Lösung. Wir haben bei unseren Eigenmarken Tests mit Polybeuteln aus alternativen Materialien wie Papier durchgeführt, dabei aber leider feststellen müssen, dass dies zu einer höheren Umverpackungsquote führte. Polybeutel aus Papier reißen an unterschiedlichen Stellen im Prozess, sodass zum Schutz des Artikels ein weiterer Polybeutel erforderlich ist und somit mehr Abfall entsteht. Polybeutel aus Papier müssen für eine sinnvolle Nutzung haltbarer und dicker sein, was wiederum mehr Material und damit Gewicht bedeutet. Unsere Suche nach einer perfekten Lösung, die nachweislich eine nachhaltigere Option ist, geht also weiter.

Weniger Polybeutel

Wir versuchen aber mit bestimmten Maßnahmen unsere Nutzung von Polybeuteln zu minimieren, z. B. durch effizientere Falttechniken für unsere Eigenmarken und dünnere Beutel für die Artikel in unserem Fashion Store. So haben wir 2022 insgesamt 919 Tonnen Einwegkunststoffe eingespart. In Skandinavien haben wir wiederverwendbare Polybeutel aus 100 % Recyclingmaterial getestet. Diese sind beim Öffnen weniger anfällig für Beschädigungen und wenn Kund*innen diese unversehrt zurücksenden, können wir sie wiederverwenden.

Ein vollständiger Verzicht auf Einwegkunststoffe ist ein wichtiger Meilenstein für die Nachhaltigkeitsziele von Zalando. Die Suche nach der perfekten Lösung ist komplex, vor allem in einem Umfeld, wo nachhaltigere Alternativen noch nicht voll skalierbar sind oder die Mindestanforderungen noch nicht erfüllen. Wir stellen uns dieser Aufgabe und konzentrieren uns dabei auf eine kontinuierliche Verbesserung und die Zusammenarbeit mit Branchenexpert*innen und Partnern.