Der positive Einfluss inklusiver Führungspersonen

Für Stacia Carr bedeutet inklusive Führung, alle in der Diskussion willkommen zu heißen.

Diversität & Inklusion
Porträt von Stacia Carr

Stacia, wie fühlt es sich für dich an, heute als Frau im Tech-Bereich in einer Führungsposition zu sein?

Wir leben in einer Zeit der offenen Diskussion darüber, dass wir mehr Frauen in Führungspositionen brauchen. Nicht nur in der Tech-Branche, sondern überhaupt in der Welt. Darüber zu sprechen reicht zwar nicht, aber es ist schon einmal ein Anfang. Ich befinde mich in der glücklichen Lage, dass ich seit 15 Jahren in dieser Branche arbeite. Diese Erfahrung hilft mir, mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen so umzugehen, dass mein Selbstbewusstsein dadurch nicht beeinträchtigt wird. Neben den Forderungen nach gerechter Bezahlung und Chancengleichheit, sind unsere Selbstwahrnehmung und ein gesundes Selbstwertgefühl wesentliche Erfolgsfaktoren.

Du hast deine berufliche Laufbahn in der Musikbranche begonnen und bist dann in den Wirtschafts- und Tech-Zweig gewechselt. Welche Veränderungen hast Du in diesen Branchen über die Jahre beobachtet?

Ganz zu Beginn meiner Arbeit in der Tech-Branche in San Francisco in den späten Neunzigern war es eine völlig andere Zeit. Tech war noch keine große Sache. Das Internet war dieser neue, seltsame Ort und die Menschen, die sich damit beruflich beschäftigten, waren ganz verschiedener Herkunft und Mentalität. Ich hatte das Gefühl, dass ich in einer Gemeinschaft von Menschen aufgenommen wurde, die neugierig und absolut fasziniert davon war, wie Technologie die Welt zum Besseren verändern kann. Heute spiegeln die Herausforderungen in der Branche die bestehenden Probleme wie Ungleichbehandlung und mangelnde Diversität und Inklusion viel stärker wider und verstärken sie unter Umständen sogar.

Welche Rolle spielen Führungspersonen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und der Schaffung eines diversen und inklusiven Arbeitsumfelds?

Führungskräfte haben die Kompetenz, Räume für Austausch und Gespräch sowohl zu eröffnen als auch zu schließen. Wir müssen uns unbedingt damit auseinandersetzen und bewusst machen, wie wir diese Macht und dieses Privileg einsetzen, damit sichergestellt ist, dass wir so inklusiv wie möglich agieren.

Führungskräfte haben die Kompetenz, Räume für Austausch und Gespräch sowohl zu eröffnen als auch zu schließen. Wir müssen uns unbedingt damit auseinandersetzen, wie wir diese Macht und dieses Privileg einsetzen, um so inklusiv wie möglich zu agieren.

Stacia Carr

Kannst Du beschreiben, was inklusive Mitarbeiterführung für dich bedeutet?

Ich denke, es geht darum sich zu bemühen, den Standpunkt von Menschen zu verstehen, mit denen ich mich nicht unmittelbar identifiziere oder deren Hintergrund ich nicht teile, und dafür zu sorgen, dass sie das Gefühl haben, dass ihr Beitrag geschätzt und erwünscht ist. Für mich war das insbesondere in den letzten Wochen ganz besonders wichtig, da die Abteilung Size & Fit stark gewachsen ist und ich viele neue Teammitglieder begrüßen durfte.

Was macht Zalando in Sachen Diversität und Inklusion richtig?

Zalando hat sich ganz klar sowohl intern als auch extern einer Reihe von Diversitäts- und Inklusionszielen verpflichtet. Wir sind dabei, die erforderlichen Ressourcen bereitzustellen, um die gesamte Organisation beim Erreichen dieser Ziele zu unterstützen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir alle etwas dazu beitragen können, Zalando zu einem inklusiveren Arbeitsplatz zu machen. Auch kleine Augenblicke der Interaktion spielen dabei eine Rolle, denn schlussendlich bestimmt ja der alltägliche Umgang miteinander, wie verbunden und wertgeschätzt wir uns bei der Arbeit fühlen.

Wo siehst Du noch Verbesserungspotenzial?

Wir haben eine unglaublich internationale Belegschaft, entsprechend können sich unsere Erwartungen an Diversität und Inklusion unterscheiden, je nachdem, wo wir herkommen. So gibt es diese Diskussionen beispielsweise in den USA und in Großbritannien schon eine ganze Weile, wohingegen ich das Gefühl habe, dass diese Bewegung in Europa erst kürzlich wirklich begonnen hat. Das führt dazu, dass unter unseren Mitarbeiter*innen ganz verschiedene Erwartungen herrschen, und das macht es nicht einfacher. Wir müssen verstehen, was Diversität und Inklusion bei Zalando bedeuten, klare Erwartungen und Ziele formulieren und dann als Vorbild für den Rest der Branche mit gutem Beispiel vorangehen.

Du hast betont, dass wir alle durch unser tägliches Verhalten etwas bewegen können. Wie unterstützt du persönlich die Laufbahn von Frauen bei Zalando?

Ich bin von Mentor*innenprogrammen und Schulungen durchaus überzeugt, ich unterstütze Frauen aber am liebsten im direkten Einzelkontakt. Ich nehme mir in meinem Arbeitsalltag Zeit, verschiedene Frauen – und auch Männer – kennenzulernen. Häufig nehme ich aktiv Kontakt auf, wenn ich die Chance sehe, jemandem zu helfen. Das kann sich dann zu einem lockeren Mentoring über Monate entwickeln, aber auch bloß ein einziges hilfreiches Gespräch sein.

Was war der beste Karrieretipp, den du jemals bekommen hast?

Cindy Gallop sagt: „Wenn du es nicht sehen kannst, kannst du es nicht sein“.  Sie hat mir dafür die Augen geöffnet, wie wichtig Vorbilder sind: Jemand, mit dem du dich identifizieren kannst, der schon einen Schritt weiter auf seiner oder ihrer Reise ist. Wenn wir Menschen beobachten, in denen wir uns wiedererkennen, die einen Weg gehen, den wir auch einschlagen möchten, dann können wir uns unseren eigenen Weg auch gleich besser ausmalen.

Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die gerade ihre Arbeit in einem technischen oder ansonsten männlich dominierten Berufszweig aufnehmen?

Gib Acht auf die kritische Stimme in deinem Kopf und erlaube ihr nicht, dir deine Risikobereitschaft zu nehmen, oder die Möglichkeit, etwas zu lernen. Erlaube dir, dich auf den Lernprozess einzulassen, und das bedeutet auch, aus Fehlern zu lernen.

Herzlichen Dank, Stacia!

Danke dir!


2. Oktober 2020
Diversität & Inklusion

do.BETTER - Diversitäts- & Inklusionsbericht 2020

Für eine Zukunft, in der alle willkommen sind.