Sag: "Warum nicht?" - und wage den Sprung!

Vanessa Sanyauke, Gründerin von Girls Talk Corporation und The Hill, spricht darüber, wie sie Geschlechtergerechtigkeit fördert und Chancengleichheit schafft.

25. Februar 2025
Blog
6 minutes read
Publikum beim Black Girls Tech Summit 2024

Anlässlich des Black History Month haben wir mit Vanessa Sanyauke gesprochen, einer inspirierenden Frau und Expertin für globalen Community-Aufbau, Innovation, Nachhaltigkeit und Arbeitsplatzkultur. Vanessa arbeitet seit Langem mit Zalando zusammen, um Frauen* zu ermutigen, eine Karriere in der Tech-Branche zu wählen – insbesondere durch die Organisation von Online- und Vor-Ort-Veranstaltungen auf unserem Zalando Campus in Berlin: den Black Girls Tech Summits (BGTS). 

Solche Veranstaltungen sind essenziell, weil sie die Gemeinschaft ins Zentrum von langfristigem Wandel stellen. Sie bieten eine Plattform, auf der Frauen tiefgreifende Verbindungen etablieren können, Vorbilder treffen, die ihnen Inspiration sind und auch mit Unternehmen in Kontakt treten können, die sich für Diversität und Inklusion einsetzen. Diese Treffen sind Teil eines organischen, globalen Netzwerkes, in dem Einzelpersonen und Organisationen zusammenarbeiten, um die Zukunft gemeinsam zu einem Besseren zu verändern.

*Bei Zalando verfolgen wir einen intersektionalen Ansatz und erkennen die Geschlechtsidentität jenseits des binären Systems an. Insofern sind mit dem Begriff “Frau/en”, alle Personen gemeint, die sich als Frauen identifizieren.

Hallo Vanessa, kannst du dich bitte vorstellen? 

Hi, mein Name ist Vanessa Sanyauke, und ich wollte schon immer die Welt verändern. Mein Ausbildungshintergrund liegt im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG), mit umfangreicher Erfahrung in den Finanzdienstleistungs-, Technologie- und Regierungssektoren. Heute bin ich die stolze Gründerin von The Hill, einem Talentmarktplatz, der Unternehmen weltweit dabei unterstützt, mit diversen Communitys in Kontakt zu treten, ihre Arbeitgebermarke zu stärken und ESG-Richtlinien zu erfüllen. In weniger als zwei Jahren haben wir eine engagierte internationale Community mit bereits über 11.000 Mitgliedern aufgebaut.

Wie entstand der Black Girls Tech Summit? 

2013 gründete ich Girls Talk als Community-Initiative, um junge Frauen in London zusammenzubringen und sie mit den Frauen zusammenzubringen, die sich erfolgreich in traditionell männlich geprägten Branchen wie Musik, Medien, Tech und Finanzen etabliert haben. Schnell wurde mir klar, dass die Geschlechterlücke im Tech-Bereich enorm ist – und dass Women of Color noch größere Hürden überwinden müssen. Damals waren nur 0,7 % der Tech-Rollen im Vereinigten Königreich mit Women of Color besetzt, und Frauen machten nur 14 % der STEM-Berufe aus. 

Entschlossen, etwas zu verändern, initiierte ich preisgekrönte Mentoring-Programme, die inzwischen über 300 Frauen geholfen haben, bei führenden Unternehmen wie Vodafone, BT Group, Cisco, PwC und Virgin Media O2 in Tech-Programme aufgenommen zu werden. Was als lokale Initiative begann, ist heute eine globale Community mit Mitgliedern in 37 Ländern und über 60.000 Beteiligten. 

2019 rief ich den Black Girls Tech Summit ins Leben – eine Veranstaltung, die explizit Schwarze Frauen im Tech-Bereich vernetzen, fördern und bestärken soll. Der Summit ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen und erreicht zahlreiche Frauen virtuell, in Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Zalando, Amazon, Meta und vielen weiteren. Unser Ziel ist es, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Schwarze Frauen sich gegenseitig unterstützen, neue Fähigkeiten erlernen und sich mit Unternehmen verbinden können, die vielfältige Talente einstellen möchten. 

Warum sind solche Veranstaltungen für spezifische Communitys (immer noch) notwendig? 

Im Laufe der Jahre haben wir wertvolle Einblicke in die spezifischen Herausforderungen von Frauen in der Tech-Branche gewonnen. Es wurde deutlich, wie essenziell unsere Organisation und Community als unterstützender Raum ist – nicht nur für Frauen in Tech, sondern insbesondere für Women of Color, die sehr oft zusätzlichen Herausforderungen gegenüberstehen. 

Eine zentrale Erkenntnis ist, wie sehr unsere kuratierten Safe Spaces geschätzt werden. Diese Räume – mit der Unterstützung von Zalando geschaffen – bieten Frauen eine Plattform, um sich auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und sich gesehen zu fühlen. Dieses Feedback hilft uns, besser zu verstehen, welchen Herausforderungen sie begegnen, und ermöglicht uns, gezielt Veränderungen voranzutreiben. 

Zum Beispiel haben wir uns bewusst für ein hybrides Veranstaltungsformat entschieden, um unsere Events so inklusiv und zugänglich wie möglich zu gestalten. Wir haben festgestellt, dass sowohl Präsenz- als auch digitale Events notwendig sind, um Menschen zu erreichen, die aufgrund gesundheitlicher, familiärer oder anderer Verpflichtungen nicht persönlich teilnehmen können. Der digitale Aspekt verbindet zudem unser globales Netzwerk und ermöglicht Frauen aus verschiedenen Ländern, Beziehungen aufzubauen und sich über Grenzen hinweg auszutauschen. 

Für Unternehmen wie Zalando ist die Teilnahme an solchen Veranstaltungen nicht nur eine Gelegenheit – es ist eine Notwendigkeit. Diese Räume repräsentieren die Zukunft starker Marken – sowohl aus Arbeitgebenden- als auch aus Marketingsicht. Um relevant und authentisch zu bleiben, müssen Unternehmen die Bedürfnisse ihrer Kund*innen, der Gesellschaft und zukünftiger Mitarbeitenden wirklich verstehen. Durch die aktive Teilnahme an Events, in denen sich Communitys sicher, wertgeschätzt und gehört fühlen, können Organisationen ihre Verpflichtung zu Inklusion demonstrieren und Vertrauen aufbauen, das weit über herkömmliche Maßnahmen hinausgeht.

Wie würdest du deine Zusammenarbeit mit Zalando bisher beschreiben? 

Ich kann ehrlich sagen, dass es eine Partnerschaft ist, die auf Augenhöhe stattfindet und auf gegenseitigem Vertrauen und Innovationslust basiert. Wir teilen die Vision, Geschlechtergerechtigkeit zu fördern, Chancengleichheit zu schaffen und nachhaltigen Wandel voranzutreiben. In den letzten drei Jahren ist unsere Women in Tech-Community in Deutschland auf über 2.000 Mitglieder gewachsen. Dieses schnelle Wachstum verdanken wir den Ressourcen, der Unterstützung und der Zusammenarbeit mit Zalando sowie den großartigen Mitarbeitenden aus den verschiedenen Employee Resource Groups (ERGs). Besonders hervorheben möchte ich die inspirierenden Frauen der Women In Tech, Black Employee Connection, Women’s Network und Women in Finance ERGs – ich schätze es sehr, dass sie sich Zeit nehmen, um etwas an die Community zurückzugeben!

Vor einigen Monaten haben wir die Reihe „State of Women in Tech in Berlin“ ins Leben gerufen, um die vielfältigen Erfahrungen von Frauen in der deutschen Tech-Branche zu beleuchten. Um diese eindrucksvollen Geschichten zu teilen, haben wir uns für ein Video-Format entschieden.  Unser Ziel war es, die Stimmen dieser Frauen zu verstärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre ganz persönlichen Perspektiven in die laufende Debatte über die Herausforderungen einzubringen, mit denen sie im Tech-Sektor konfrontiert sind. So haben wir eine Gelegenheit geschaffen, in der Führungskräfte, Kolleg*innen und Verbündete lernen und verstehen können, wie sie sich aktiv an der Neugestaltung der Narrative beteiligen und ein inklusives Umfeld fördern können.

Darüber hinaus wollten wir, dass sich die Frauen in der Berliner Tech-Szene repräsentiert und anerkannt fühlen, wenn sie diese Geschichten auf der Leinwand sehen. Während der gesamten Reihe habe ich tiefgreifende Einblicke durch die Erzählungen über ihre Erfahrungen gewonnen. Trotz zahlreicher Hindernisse zeigten diese Frauen bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und lehrten mich unschätzbare Lektionen über Stärke und Durchhaltevermögen. Die Reihe beleuchtete nicht nur ihre Kämpfe, sondern feierte auch ihre Erfolge, was sie zu einer zutiefst bereichernden Erfahrung machte.

Apropos bereichernde Erfahrungen: Was hättest du gerne zu Beginn deiner Karriere gewusst?

Zu Beginn meiner Karriere hätte ich mir gewünscht, gewusst zu haben, dass Karrierewege oft weniger geradlinig sind, sondern eher einer gewundenen Reiseroute voller Wendungen und unerwarteter Möglichkeiten gleichen. Ich verfolgte ursprünglich eine Karriere in der Medizin und erwarb einen Abschluss in biomedizinischer Wissenschaft. Im Laufe der Zeit entdeckte ich jedoch meine Leidenschaft für Social Entrepreneurship. Als ich  20 Jahre alt war gründete ich mein erstes Unternehmen, das sich der Unterstützung junger Menschen und meiner Gemeinde in London widmete. Diese Erfahrung prägte meinen Weg und führte mich schlussendlich zu einer erfüllenden Arbeit im Bereich Social Impact und Nachhaltigkeit. Die Akzeptanz der Unberechenbarkeit eines Karriereweges ist eine der wertvollsten Lektionen, die ich gelernt habe.

Was sind deine drei wichtigsten Karriere-Erkenntnisse?

  1. Betrachte Misserfolge als Lektionen: Frage sie: „Was soll ich daraus lernen?“ Jeder Fehlschlag birgt eine Lektion, und indem wir über diese nachdenken, werden wir stärker und weiser. Das Lernen aus Rückschlägen lässt auch unsere Resilienz mehr und mehr wachsen.
  2. Sage „Warum nicht?“ und wage den Sprung: Es wird immer Herausforderungen geben, die zunächst beängstigend erscheinen. Mein Mantra ist: „Warum nicht?“ Nutze die Chance, gib dein Bestes, und selbst wenn es nicht wie geplant läuft, kannst du zurückblicken und sagen: „Ich habe es zumindest versucht.“ Diese Denkweise öffnet die Tür zu unerwartetem Wachstum und minimiert Bedauern über verpasste Chancen.
  3. Habe einen flexiblen Plan: Ich glaube daran, dass es sinnvoll ist, klare Ein-Jahres- und Fünf-Jahres-Ziele zu setzen, um deine Karriereentscheidungen zu lenken. Es ist jedoch ebenso wichtig, anpassungsfähig zu bleiben. Ein flexibler Plan ermöglicht es dir, neue Chancen zu nutzen, wenn sie sich ergeben und bei Bedarf umzuschwenken, während du gleichzeitig auf deine übergeordneten Ziele ausgerichtet bleibst.

Was würdest du gerne Menschen mitgeben, die sich weiterentwickeln möchten? 

Seid neugierig, lest viele Bücher und hört Podcasts oder Shows, die außerhalb eurer üblichen Interessen liegen. Eine breitere Perspektive kann helfen, die heutige Welt besser zu verstehen – mir hat es definitiv geholfen! 

Zum Abschluss – Zalando lebt den „Dare to“-Gedanken. Was würdest du Menschen ermutigen, mehr zu tun? 

Traut euch, verletzlich zu sein. Risiken einzugehen kann große Belohnungen mit sich bringen, erfordert aber auch Mut, aus der Komfortzone herauszutreten. Sei es die Bewerbung auf eine verantwortungsvollere Rolle oder der Sprung in eine neue Herausforderung – Verwundbarkeit kann sich unangenehm anfühlen, weil sie uns für Misserfolg oder Kritik öffnet. Doch gerade in diesen Momenten des Unbekannten liegt das größte Wachstumspotenzial. Sie ermöglichen uns, sowohl persönlich als auch beruflich zu wachsen. 

Danke für das inspirierende Gespräch, Vanessa! 

Mehr über Vanessas Arbeit erfährst du auf Instagram (Black Girls Tech Summit), in der The Hill-App oder auf YouTube (State of Women in Tech in Berlin).